Vorschläge für bezahlbares Bauen
In Zeiten hoher Baukosten und einer großen Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum ist es für meine Kollegen und mich wichtig, Wege zu finden, um das Bauen wieder bezahlbar zu machen. Die Herausforderung besteht darin, zu erschwinglichen Preisen zu bauen, ohne dabei Abstriche bei der Qualität zu machen. In diesem Beitrag schreibe ich daher über meine Vorschläge für bezahlbares Bauen und wie aus Sicht eines Architekten Baukosten für Wohngebäude gesenkt werden können.
Bezahlbares Bauen in Abgrenzung zum Gebäudetyp E
Derzeit wird in den Medien häufig über den sogenannten Gebäudetyp E berichtet. Ich habe über diesen neuen Gebäudetypus bereits im Jahresausblick auf das Jahr 2024 gebloggt.
Mit diesem neuen Gebäudetyp soll in erster Linie für eine „fachkundige Bauherrschaft“ (z. B. kommunale Wohnungsbaugesellschaften)
- einfacher,
- schneller und
- kostengünstiger
gebaut werden. Bei diesen Bauprojekten wird z. B. beim Schallschutz, der Haustechnik, den verwendeten Baustoffen oder der Anzahl der Stellplätze bewusst von
- gesetzlichen Vorschriften,
- technischen Baubestimmungen und
- anerkannten Regeln der Technik abgewichen.
Doch wie könnten Architektinnen und Architekten für private Bauherren kostengünstig und trotzdem mit Anspruch sowie nachhaltig planen und bauen?
Planung und Bauweise
Kostengünstiges Bauen zeichnet sich durch eine klare und effiziente Planung aus. Die Grundrisse sind zweckmäßig und konzentrieren sich auf die Funktion. Unnötige Verkehrsflächen wie z. B. Flure werden vermieden, was besonders bei kleineren Wohnflächen von Vorteil ist. Dies schafft nicht nur optische Großzügigkeit, sondern erhöht auch den praktischen Nutzen der Räume.
Aus meiner Sicht ist beim Thema Schall-, und Wärmeschutz kein großes Potenzial für eine Senkung der Kosten vorhanden.
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Unterkellerung
Ein wesentlicher Aspekt ist die Reduktion der Baukosten durch den Verzicht auf eine Unterkellerung. Dies betrifft insbesondere Einfamilienhäuser auf einem ebenerdigen Grundstück. Anders sieht es bei Grundstücken mit einer Hanglage aus.
Technische Anschlüsse für Wasser oder Strom sowie die Heizung müssen dann in ausreichend großen Nebenräumen im Erdgeschoss oder im Dachraum untergebracht werden.
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Vorgefertigte Bauteile
Zudem empfiehlt sich der Einsatz von vorgefertigten Bauelementen für Außen- und Innenwände, da dies die Bauzeit verkürzt und die Kosten weiter senkt.
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Verzicht auf eine Tiefgarage bei Mehrfamilienhäusern
Ein weiterer Schlüssel zur Kostensenkung liegt in der Vermeidung von Tiefgaragen. Diese sind nicht nur teuer im Bau, z. B. durch den Erdaushub, sondern erfordern auch umfangreiche Isolierungsmaßnahmen gegen Feuchtigkeit und Wärmeverlust. Stattdessen könnten oberirdische Parkmöglichkeiten oder lokale Mobilitätskonzepte genutzt werden. Dies reduziert die Baukosten erheblich.
Standardisierung, Rechtssicherheit und Umnutzungen
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Kostensenkungen: Rechtliche Anpassungen für größere Einsparungen
Um das Potenzial für Kostensenkungen voll auszuschöpfen, sind meiner Meinung nach auch rechtliche Anpassungen notwendig. Dazu gehört eine landesweite Standardisierung durch die Änderung technischer Baubestimmungen, die rechtliche Sicherheit und Kosteneinsparungen ermöglicht. Ein Beispiel ist die Erhöhung der Grundflächenzahl (GRZ) und Geschossflächenzahl (GFZ) in Bebauungsplänen mit baurechtlichen Befreiungen, um eine bessere Ausnutzung der vorhandenen Grundstücke zu ermöglichen.
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Umnutzungen im Bestand
Ebenso wichtig ist die Umnutzung von leerstehenden Gewerbeimmobilien zu Wohnraum, insbesondere in sogenannten Mischgebieten. Dies könnte in städtischen Ballungsräumen zusätzlichen und bezahlbaren Wohnraum schaffen, ohne neue Flächen versiegeln zu müssen.
Die Kosten für die Umnutzung müssen individuell betrachtet und differenziert werden. Den Kostenaufwand muss man im Einzelfall vor einer Änderung genau aufschlüsseln.
Grundstückskosten als zentrale Herausforderung
Ein großes Hindernis beim kostengünstigen Bauen sind die hohen Grundstückskosten, besonders in Ballungsgebieten. Hier könnte eine kommunale Bodenpolitik Abhilfe schaffen. Durch den Ankauf und eine ausgewogene Verteilung von Grundstücken an
- kommunale Bauträger,
- private Bauherrengemeinschaften und
- gewerbliche Entwickler
könnten die Grundstückskosten deutlich gesenkt werden. Dies würde nicht nur die Baukosten, sondern auch die Mietpreise reduzieren.
Sicherheit bleibt oberste Priorität
Trotz aller Maßnahmen zur Kostensenkung bleibt der Schutz der Bewohner an erster Stelle. Maßnahmen zum Brandschutz darf man daher in keinem Fall vernachlässigen. Nur so können wir sicherstellen, dass die neuen, kostengünstigen Wohnungen nicht nur preiswert, sondern auch sicher und komfortabel sind.
Mein Fazit
Kostengünstiges Bauen ist möglich, wenn Planung, Bauweise und rechtliche Rahmenbedingungen sinnvoll aufeinander abgestimmt werden. Mit einer Kombination aus
- effizienten Bauprozessen,
- rechtlichen Anpassungen und
- einer gezielten Reduzierung der Grundstückskosten
schaffen wir den dringend benötigten Wohnraum – und das zu Preisen, die sich viele Menschen wieder leisten können.