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Architektur im Wandel: Nachhaltigkeit als Leitprinzip für die Zukunft

Architektur im Wandel: Nachhaltigkeit als Leitprinzip

Im Blog berichten wir immer wieder über aktuelle Entwicklungen in der Architektur. Ein großes Thema ist auch hier die Nachhaltigkeit. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie mehr über die Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze für eine nachhaltige Architektur.

Was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit?

Der Begriff der Nachhaltigkeit kommt ursprünglich aus der Waldbewirtschaftung. Gemäß dieses Prinzips sollte man in einem Wald nur so viel Holz schlagen, dass sich der Wald auf natürliche Weise und in absehbarer Zeit wieder regenerieren kann.

Auch heute versteht man unter Nachhaltigkeit ein Handlungsprinzip, das besagt, dass man nicht mehr verbrauchen sollte, als

  • nachwachsen,
  • sich regenerieren oder
  • künftig wieder bereitgestellt werden kann.
Holzpolter

[Nachhaltig ist eine Entwicklung,] „die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“

Brundtland Kommission 1987

Nachhaltigkeit: Herausforderungen in der Architektur

Ressourcenverbrauch

Der Architektur und dem Bausektor kommt bei der Erreichung der Nachhaltigkeits- und Klimaschutzziele und den damit verbundenen Herausforderungen eine Schlüsselrolle zu. Verbraucht doch jedes Gebäude beim Bau

  • Flächen,
  • mineralische Rohstoffe, wie z. B. Gips,
  • Holz und
  • Stahl.

Man geht davon aus, dass die Herstellung von Gebäuden 50 – 60 % des weltweiten Ressourcenverbrauchs ausmacht. Doch sind Ressourcen endlich und nicht mehr in den Mengen vorhanden, um künftig für eine wachsende Weltbevölkerung weiter so zu bauen, wie wir das gewöhnt sind.

Abfallaufkommen

Auch das Thema Abfall ist eine Herausforderung auf dem Weg zu einem nachhaltigen Bauen. Laut Destatis ist in Deutschland die Baubranche für mehr als 50 % des Müllaufkommens verantwortlich.

Abfall entsteht schon in der Bauphase eines Gebäudes. Am Ende der Gebäudenutzung entsteht bei einem Abbruch dann Bauschutt, der immer noch größtenteils deponiert wird. Und dies, obwohl bei einem Abriss die verschiedenen Materialien so gut wie möglich getrennt und recycelt werden. Die Kosten für die Deponierung z. B. von Sondermüll sind hoch.

Emissionen in der Herstellungs-, Nutzungs- und Rückbauphase von Gebäuden

Emissionen fallen beim Bau, während der Nutzung und beim Rückbau eines Gebäudes an. Es wird davon ausgegangen, dass rund 40 % der weltweiten CO Emissionen aus dem Bauen und Wohnen stammen. Am CO₂-intensivsten sind hier die Herstellung von Beton und Stahl.

Laut Umweltbundesamt kam es in Deutschland im Jahr 2022 im Gebäudebereich zu Emissionen von 112 Millionen Tonnen sogenannten CO-Äquivalenten (Eine CO₂-Äquivalente ist eine Kennzahl und gibt das Treibhaus Potential an). Damit überschreitet der Gebäudesektor die erlaubte Jahresemissionsmenge, die bei 107,4 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten liegt und im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegt ist.

Die Reduzierung von CO₂-Emissionen hat im Gebäudebereich daher eine hohe Bedeutung. Fachleute sprechen bereits davon, dass Gebäude nicht energieeffizient, sondern emissionsminimal gebaut werden sollten.

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Lösungsmöglichkeiten für mehr Nachhaltigkeit in der Architektur

Trotz dieser Herausforderungen werden weiter Wohnungen und Häuser benötigt. Eine Lösung kann daher sein: Trotzdem bauen – aber anders.

Regionale Baustoffe

Das Thema Bauen mit Holz ist bereits ein Thema. Auch mit regionalen Materialien wie Lehm oder Stroh wird wieder gebaut. Diese haben den Vorteil eines kurzen Anfahrtswegs zur Baustelle.

Innovative Baumaterialien

Aber es wird auch an innovativen, aber trotzdem natürlichen Baumaterialien geforscht. Pilzmycel oder Bambus wachsen schneller als Holz, sollen aber Eigenschaften von Beton und Stahl aufweisen. Was sich erst einmal nach Zukunftsmusik anhört, könnte bald Realität werden. Forscher arbeiten bereits an Produkten, die z. B. aus gezüchteten Pilzmycel oder Bambusfasern hergestellt werden.

Einfacher bauen

Vielleicht haben Sie schon vom Forschungsprojekt einfach bauen der TU München gehört? In Bad Aibling entstanden drei Wohnhäuser mit identischem Grundriss und Ausrichtung. Der einzige Unterschied ist die Bauweise: Ein Haus wurde in Holzbauweise, eines aus Ziegeln und eines aus Beton gebaut. Die Optik der Häuser ist minimalistischer als gewohnt.

Das Ziel war es, „robuste einfach zu nutzender Gebäude zu errichten, die mit minimalem Einsatz von Haustechnik, möglichst geringer Verwendung grauer Energie und geringem Energieverbrauch, aber trotzdem wirtschaftlich gebaut werden können“. Aktuell werden die Häuser im bewohnten Zustand getestet und die Ergebnisse dann ausgewertet.

Kreislaufwirtschaft

Die Minimierung des Einsatzes von Primärbaustoffen ist eng verbunden mit dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Dieser Ansatz sieht vor, dass Bauten künftig so geplant und gebaut werden, dass die verwendeten Materialien und Rohstoffe wieder voneinander getrennt und in einem Kreislauf verbleiben. Nach Nutzungsende eines Gebäudes kann dieses zerlegt und in Teilen weiterverwendet werden.

Der Kreislauf-Gedanke verändert nicht nur die Planung und Erstellung von Gebäuden, sondern erfordert auch eine genaue Dokumentation der verbauten Materialien, z. B. in einem Gebäuderessourcen- oder Materialpass.

Allerdings ist der Zeit- und Kostenaufwand für ein so gebautes Haus bislang erst einmal höher als für ein konventionell errichtetes Gebäude. Die Dokumentation und die Erstellung des Gebäudematerialpasses verursachen zusätzliche Kosten.

Sanierung oder alternative Nutzung statt Neubau

Eine weitere Möglichkeit, nachhaltiger zu werden, ist das verstärkte Sanieren und Umbauen von bereits bestehenden Gebäuden. Dies kann eine Alternative zu einem Abriss mit anschließender Neubebauung sein.

Auch eine Umnutzung bestehender Gebäude kann ein Weg sein, um nachhaltig neuen Wohnraum zu schaffen. So kann aus einer leer stehenden Gewerbeimmobilie neuer Wohnraum entstehen. Welche Herausforderungen es allerdings hier gibt, lesen Sie im Blogbeitrag Wie aus Gewerbefläche neuer Wohnraum entstehen kann.

Natürlich werden auch für einen Umbau, eine Sanierung oder eine Umnutzung Baumaterialien benötigt und es entstehen auch hier Emissionen, doch ist dies mengenmäßig deutlich weniger als bei einem Neubau.

Einsatz von erneuerbaren Energien

Um Emissionen zu verringern, wird es wichtig sein, den Anteil an erneuerbaren Energien auch im Gebäudebereich zu erhöhen. Dies können Solarpaneele zur Stromerzeugung sein oder auch eine Erdwärme-Heizung. Bereits jetzt ist die Nachfrage z. B. nach Photovoltaikanlagen im Neubau wie auch im Bestand deutlich angestiegen.

Welche Auswirkungen hat eine nachhaltige Architektur für Bauende?

Für Bauherren ist die Bezahlbarkeit ein wichtiges Kriterium, auch beim nachhaltigen Bauen. Bauherren nachhaltiger Immobilien müssen derzeit noch mit höheren Kosten für ein so gebautes Wohnhaus rechnen.

Die Höhe der Kosten ist aber auch davon abhängig, in welchem Ausmaß man nachhaltig baut. Setzen sich nachhaltige Bauweisen in großem Umfang durch, sinken durch Skaleneffekte auch die Kosten.

Den Kosten steht aber die Ersparnis durch steigende Energiepreise sowie ein höherer Restwert gegenüber. Man hat die Hoffnung, dass die „Entsorgungskosten“ eines nachhaltig gebauten Gebäudes geringer sind als bei einem herkömmlich gebauten Gebäude.

Was bedeutet nachhaltige Architektur für Architekten?

Für die Architektur und das Bauwesen bedeutet das nachhaltige Bauen eine große und grundlegende Veränderung. Verfolgt man z.B. den Kreislaufansatz, dann können Baumaterialien und Baustoffe nicht immer neu bestellt und verbaut werden, sondern man sollte auf bereits Vorhandenes zurückgreifen. Dies bedeutet aktuell mehr Aufwand für Planer und einen höheren Zeitbedarf für den Bau.

Wird nachhaltig gebaut, so muss das Gebäude trotzdem den Normen, Vorgaben und Regeln der Technik entsprechen.

Interesse von Investoren am Thema Nachhaltigkeit

Für institutionelle Investoren sind Nachhaltigkeitskriterien in der Anlage immer wichtiger. Sie achten daher vermehrt auf die Zertifizierungen von Gebäuden, um sicherzustellen, dass sie die sogenannten ESG-Kriterien

  • Umwelt,
  • Soziales und
  • gute Unternehmensführung

erfüllen.

Architektur im Wandel: Nachhaltigkeit als Prinzip für die Zukunft

Das Thema Nachhaltigkeit ist eine Herausforderung für die Architektur und Bauherren. Die bislang diskutierten Lösungsansätze sind mit großen Veränderungen in Planung und Bau verbunden. Doch vielleicht können Gebäude durch die Kombination der Lösungsansätze in Zukunft nicht nur langlebig, funktional und optisch ansprechend, sondern auch nachhaltig und bezahlbar sein.

Hier bloggt Vera Eisenbraun, Online Marketing Fachfrau, Betriebswirtin & Blogverantwortliche hier. Meine Blogthemen sind Architektur und Digitale Medien.

Alle Beiträge von Vera Eisenbraun.

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